HANS STREITNER ARCHITEKTEN, HSA
Faktor: 1.1049723756906
Hochformat oder Quadrat

MODELLFOTO

CANISIUS KIRCHE


Der Herausforderung der Gestaltung eines sakralen Raumes wurde in einer intensiven Vertiefung tradierter maßlicher Bezugssysteme entsprochen. Basierend auf der Geometrie dreier geometrisch verschiedener Tafeln gleichen Flächeninhaltes (vgl. maßl. Bezugssysteme in der Kathedrale von Chartres), wurde ein System räumlicher Bezugspunkte entwickelt .
Gleichwohl wäre es nicht sinnvoll, mit dem Bild einer Kathedrale an die vorliegende Gestaltungsaufgabe heranzugehen. Jedoch kann aus den im Laufe der Geschichte bereits extrahierten geometrischen Zusammenhängen und daraus gewonnenen Erkenntnissen zwischen den einzelnen Bauelementen eines sakralen Raumes eine Basis mathematisch-geometrischer Bezugssysteme geknüpft werden, um einen zeitgemäßen sakralen Raum zu schaffen.
Die aus diesen Erkenntnissen gewonnenen Beziehungen, interpretiert mit den technischen Mitteln heutiger Baukunst, ergaben den vorliegenden Kirchenraum. Die Fassadenhülle entspricht sowohl den funktionalen Erfordernissen als auch den sensorisch transzendenten Erwartungen des Besuchers. Sie stellt sich durch die gewählte Form der mehrschaligen Ellipse, welche aus den drei flächengleichen Tafeln Kreis, Quadrat und Rechteck entwickelt worden ist, gleichzeitig als bergendes und abwehrendes Element dar. Die schräg ansteigende Hülle aus Stein schützt den Altarbereich und bietet als ausgesparte Form das Kreuz an, welches von der dahinterliegenden Glashülle Licht in den Raum der Apsis fallen läßt. Die Kirche ist in großen Bereichen mit Glastafeln versehen, die künstlerisch durchgestaltet (Farbigkeit, Mattierungsgrad), einen weiten Bereich detaillierter Gestaltungsmöglichkeiten eröffnen. Durch die systematische Verwendung gleich großer Gläser und Verbindungselemente ist eine kostengünstige Errichtung zu erwarten. Der Innenraum mit den funkelnden Glasverbindern und den glitzerenden, dünnen Glaselementen - Verletzlichkeit und Sensibilität vermittelnd - geht über in die aus der Horizontalen erwachsende Umhüllung aus Stein, welche Leichtigkeit und Transparenz aufnimmt und in Stabilität, Schutz und schlußendlich die Kreuzform als Sinnbild der Erlösung überführt. Die Transluzenz des Sakralraumes verbindet sich mit der Transzendenz des Glaubens, die Dynamik der Form ruht in der Klarheit der Geometrie.